Es gibt in der Zwischenzeit zahlreiche Methoden, die den Ergotherapeuten nach der Befunderhebung und Zielformulierung zur Verfügung stehen. Neben alt bekannten Therapiekonzepten wie z.B. Sensorische Integrationstherapie, Bobath, Frostig, Affolter, Entspannungstechniken, Alltagsaktivitäten, Handwerk und Spiel kommen auch immer wieder neue Behandlungsansätze hinzu.
Hier gibt es zum Beispiel das CO‐OP (Cognitive Orientation to daily Occupational Performance) oder ETP ADHS und Sozialkompetenztraining. Ausdruckszentrierte Methoden der Gestalttherapie und die kreative Leibtherapie sind weitere Beispiele.
Grundsätzlich gilt, dass Therapiemethoden individuell ausgewählt werden müssen, abhängig sind von der Befunderhebung und der Zielformulierung und immer dem Betätigungsproblem angepasst sein müssen. Häufig wird nicht nur eine einzelne Methode ausgewählt, sondern es findet eine Kombination mehrerer Aspekte statt.

Gestaltungstherapie
In der Gestaltungstherapie nutzen wir kreative Ausdrucksformen wie Malen, Tonarbeiten oder Collagen, um innere Themen sichtbar und begreifbar zu machen. Der schöpferische Prozess eröffnet neue Perspektiven auf das eigene Erleben und fördert Selbstwirksamkeit,
Gestalttherapie in der Ergotherapie
Die Gestalttherapie ist in jeder ergotherapeutischen Behandlungseinheit präsent – als innere Haltung, als dialogisches Prinzip und als methodische Grundlage. Sie durchdringt die ergotherapeutische Arbeit nicht als abgrenzbares Verfahren, sondern als Grundhaltung, die dem Menschen in seiner Ganzheit begegnet.
In der gestalttherapeutischen Ergotherapie steht das dialogische Miteinander im Mittelpunkt. Es geht um das gemeinsame Erforschen dessen, was im Klienten gegenwärtig lebendig ist – insbesondere dann, wenn psychischer Leidensdruck, konflikthaftes Erleben oder ein tiefes Gefühl von Blockade oder Orientierungslosigkeit bestehen. Grundlage der Arbeit sind dabei zentrale Modelle der Gestalttherapie wie der Kontaktzyklus, die Feldtheorie und das Figur-Grund-Modell.
Der Klient bringt sein akutes oder chronisches Leiden mit – oft verbunden mit einer Einschränkung in seiner alltäglichen Handlungsfähigkeit. Unsere Aufgabe in der Ergotherapie ist es, gemeinsam mit ihm Wege zu finden, Funktionsdefizite entweder gezielt zu verbessern oder sie so in den Alltag zu integrieren, dass wieder eine größtmögliche Selbstständigkeit und Betätigungsfähigkeit erreicht werden kann.
Dabei verstehen wir den Klienten als den Wissenden seines eigenen Lebens. Wir begleiten den Prozess durch bewusste Wahrnehmung, Resonanz, kreative Medien und therapeutische Präsenz. So wird Veränderung nicht von außen gemacht, sondern entsteht im Kontakt – aus dem, was ist.
Handtherapie in der Ergotherapie
Die menschliche Hand ist eines der wichtigsten und zugleich komplexesten Werkzeuge unseres Körpers. Sie ermöglicht uns nicht nur das Greifen, Tasten und Halten, sondern auch nonverbale Kommunikation, Ausdruck und Selbstständigkeit im Alltag. Umso gravierender sind Einschränkungen durch Verletzungen, Funktionsstörungen oder Erkrankungen der Hand.
In unserer ergotherapeutischen Handtherapie behandeln wir sowohl konservativ als auch postoperativ – bei Brüchen, Sehnenverletzungen, Nervenläsionen, rheumatischen Erkrankungen oder chronischen Schmerzsyndromen. Zu unserem therapeutischen Repertoire gehören gezielte funktionelle Übungen, Narbenbehandlung, Schmerzmanagement, thermische Anwendungen, Sensibilitätstraining sowie Maßnahmen zur Ödemreduktion.
Ein besonderer Schwerpunkt unserer Praxis liegt in der qualifizierten, zertifizierten Handtherapie (AFH). Wir verfügen über eine fundierte Fachweiterbildung und arbeiten nach aktuellen wissenschaftlichen Standards. Dabei steht immer der Mensch im Mittelpunkt – mit dem Ziel, größtmögliche Beweglichkeit, Kraft, Koordination und vor allem Selbstständigkeit im Alltag wiederherzustellen.
Hirnleistungstraining nach Stengel
Das bewährte Konzept nach Stengel setzt auf gezielte Übungen zur Förderung von Konzentration, Sprache, Gedächtnis und Handlungsplanung. Die Arbeit in kleinen Übungsschritten unterstützt Menschen mit neurologischen oder geriatrischen Erkrankungen beim Erhalt ihrer Selbstständigkeit und Alltagskompetenz.
Klangtherapie
In der Ergotherapie setzen wir Klanginterventionen gezielt ein, um Körperwahrnehmung, Entspannung und emotionale Regulation zu fördern. Mit obertonreichen Klangschalen, Gongs und weiteren Instrumenten arbeiten wir nach den Prinzipien der Peter-Hess-Klangmethode. Klang unterstützt Menschen dabei, ihren Körper bewusster zu spüren, einzelne Körperregionen von innen und außen abzugrenzen und vegetative Reizzustände – sogenannte Nebenerregungskonturen – zu regulieren.
Die Klangwellen wirken über verschiedene Sinneskanäle: Sie sprechen den Gleichgewichtssinn, den Tastsinn und die Tiefensensibilität (Propriozeption) an. Über die vestibuläre sensorische Integration werden alle Sinne angesprochen, die das Körperbewusstsein und die Wahrnehmung der eigenen Grenzen vertiefen.
Gerade bei Depressionen, ADHS oder psychosomatischen Beschwerden nehmen Entspannungsmomente einen zentralen Stellenwert ein. Die Klangarbeit ermöglicht eine Reorganisation des vegetativen Nervensystems und schafft einen geschützten Raum, in dem sich innere Spannungen lösen dürfen. Besonders bei Schmerzpatientinnen kann das Lösen aus dem Schmerzempfinden hin zu einem körperlichen Wohlgefühl eine neue, heilsame Körperwahrnehmung eröffnen – und damit auch eine Veränderung im aktiven Handeln und in alltäglichen Betätigungen ermöglichen.
Unsere Klientinnen lernen, durch die Klangtherapie Selbstfürsorge aufzubauen und gezielte Regulationsübungen in den häuslichen Alltag zu übertragen – als wirksame Ressource zur Stabilisierung und Stärkung im täglichen Leben.
Leibtherapie und Körperarbeit
Kreative Leibtherapie nimmt ernst, was Menschen sagen – und was sie dabei spüren und fühlen. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von sprachlichem Ausdruck und körperlichem Erleben. Der Begriff „Leib“ enthält den indogermanischen Wortstamm lib, aus dem auch die Worte „Leben“ und „lebendig“ hervorgehen – und genau darum geht es: den Menschen in seiner Lebendigkeit und Ganzheit zu stärken.
Über den körperlichen und leiblichen Ausdruck erfahren wir innere Prozesse und können sie auf die Bewusstseinsebene heben. Alles, was im Bewusstsein gesehen, gespürt und benannt werden kann, trägt ein heilendes Potenzial in sich – und kann in konkrete, aktive Handlungen umgesetzt werden.
Elemente aus der Körper- und Leibtherapie kommen insbesondere bei somatoformen Störungen und posttraumatischen Belastungsstörungen zum Einsatz. Menschen, die mit tiefen inneren Verletzungen oder traumatischen Erfahrungen zu uns kommen, finden über den Körper oft einen ersten Zugang zum Selbstausdruck – und damit wieder einen Weg in Sprache, Begegnung und Handlungsfähigkeit.
Neurophysiologisch orientiertes Hirnleistungstraining mit RehaCom
RehaCom ist ein computergestütztes Trainingsprogramm zur Förderung kognitiver Funktionen wie Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit, Gedächtnis und Problemlösung. Es enthält standardisierte Tests und Auswertungen, die unter anderem auch Aussagen zur Fahrtauglichkeit ermöglichen und gezielt auf eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr vorbereiten. Das Training ist individuell angepasst und alltagsorientiert.
Palliativ-Care
Ergotherapie in der palliativen Begleitung stärkt Lebensqualität, Selbstbestimmung und Teilhabe bis zuletzt. Wir unterstützen Menschen in existenziellen Lebensphasen mit sinnlich stärkenden, entlastenden und ressourcenorientierten Angeboten. Dazu gehört auch die therapeutische Begleitung in der Vorbereitung auf die Abschiednahme vom Leben, sowie die einfühlsame Trauerbegleitung von Angehörigen. Der geschützte Raum für Gefühle, Rituale und Gespräche ist dabei ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.
Sensorische Integrationstherapie in der Ergotherapie
Die Sensorische Integrationstherapie ist ein zentraler Bestandteil der ergotherapeutischen Arbeit – überall dort, wo die Verarbeitung von Sinnesreizen gestört ist. Sie kommt in der Pädiatrie, in der Arbeit mit neurologisch erkrankten Menschen (z. B. nach Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose) sowie im psychiatrischen Kontext zum Einsatz.
Ziel der sensorischen Integration ist es, die verschiedenen Sinneskanäle – wie Gleichgewichtssinn, Tastsinn, Tiefensensibilität oder visuelle Wahrnehmung – wieder in ein funktionierendes Zusammenspiel zu bringen. Bei vielen Klient*innen sind bestimmte Sinneskanäle unterversorgt oder blockiert, während andere überreagieren. Dies kann zu einem gestörten Körperwahrnehmungserleben, Reizüberflutung oder motorischen Unsicherheiten führen.
In der Therapie arbeiten wir auf der Grundlage der GNRs (Ganzheitlich-Neurologische Regelkreise): Wir lokalisieren, welche sensorischen Systeme betroffen sind, und setzen gezielte Reize, um die Verarbeitung im Gehirn neu zu organisieren. Über sensomotorische Regelkreise werden unterinformierte Systeme gezielt aktiviert und moduliert – mit dem Ziel, ein ausgewogenes Reizgleichgewicht herzustellen.
Die Sensorische Integrationstherapie fördert nicht nur Wahrnehmung und Bewegung, sondern schafft auch die Grundlage für emotionale Regulation, Aufmerksamkeit, Selbststeuerung und soziales Verhalten. Sie ist ein wirksames Verfahren, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu mehr Sicherheit im eigenen Körper und damit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.
Trauerbegleitung in der Ergotherapie
Trauer ist ein tiefgreifender Prozess, der Körper, Seele und Alltag gleichermaßen betrifft. In der Ergotherapie begleiten wir Menschen mit unverarbeiteter Trauer und somatischen Erscheinungen innerhalb der Trauerphase, wie z. B. Schlafstörungen, Erschöpfung, Schmerzen, innere Leere oder Antriebslosigkeit. Im psychisch-funktionellen Bereich unterstützen wir Anpassungs- und Übergangsprozesse, wenn ein geliebter Mensch fehlt und das eigene Leben sich radikal verändert hat.
Unsere ergotherapeutische Trauerbegleitung ist ganzheitlich. Wir arbeiten mit kreativen Mitteln im dialogischen Gespräch, mit Elementen aus der Gestaltungstherapie, der Leibtherapie und der Klangintervention. Daraus entsteht ein individueller Behandlungsplan, der den Weg zurück ins Leben begleitet – Schritt für Schritt, in einem geschützten Raum.
Zentrale Themen sind: den verlorenen Menschen würdigen, Rituale für Abschied und Erinnerung finden, das eigene Leben neu strukturieren, wieder ins Handeln kommen – sei es beim morgendlichen Aufstehen, bei der Körperpflege, beim Zubereiten von Mahlzeiten oder der Wiederaufnahme sozialer Kontakte. Die Ergotherapie schafft Halt und Orientierung durch alltagsorientiertes Training, strukturierende Hilfen und die gezielte Aktivierung von Ressourcen.
So entsteht ein Weg aus der Erstarrung hin zu neuer Lebendigkeit – mit Mitgefühl, Stabilität und der Ermutigung, sich selbst wieder zuzuwenden.